Endzeit - Wiederkunft - Tausendjähriges Reich

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Sebastian
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Endzeit - Wiederkunft - Tausendjähriges Reich

Beitrag von Sebastian »

Liebe Freunde!

Leben wir in der Endzeit? Mir stellt sich diese Frage, da viele Menschen zu den unterschiedlichsten Epochen fest der Meinung waren, die Wiederkunft Christi stünde unmittelbar bevor. Was ist mit den Aposteln? Sie waren doch alle der Meinung ihrer Zeit, dass die Zeit bis zur Rückkehr Jesu so kurz sei, dass sie schon einige Jahre nach Jesu Himmelfahrt einträte.
Irrten sie sich? Haben sie Jesu Worte falsch gedeutet?

Woran erkennt man, dass die Endzeit endgültig angebrochen ist?

Ich weiss dieses Thema mag nicht leicht sein - danke im Vorraus für alle Bemühungen einer Erklärung.

Sebastian
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Sebastian,

schon wieder ich :roll: Eigentlich will ich manch unbeantwortete Fragen wieder aktualisieren, so auch deine hier.

Ja darauf zu antworten, was du hier fragst, kann ein zweischneidiges Schwert sein. Sagt man ja, kann man viele vielleicht irre führen...sagt man nein, kann es vielleicht plötzlich einen einholen.

Beschaut man es aber aus vielen Richtungen dann kann es einem vielleicht auch eine "beruhigende" Antwort geben.

Zunächst ein paar Schrifftstellen aus der Hl. Schrift:

Mat 24.36 Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

1Petr. 4.7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.

1Petr. 1.20 Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, 21die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.

Off 22.13 Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.


Um jetzt nicht noch die vielen Stellen zu zitieren die da sagen dass man wachen soll, beten soll, da wir nicht den Tag wissen, usw. Was will uns all das sagen?

Es muss doch klar werden das dass Ende der Zeit mit der Geburt Jesus beginnt. Er vollendet das Werk auf Vaters Willen, freiwillig natürlich, und rettet die jenigen die gerettet werden wollen. Was sind die paar Jahrtausende gegenüber den vielen, vielen zuvor , in welchen sich die Welt in ihrer Sünde suhlte!? Das nun der Mensch mit seinen 70-80 Jahren kurzlebig und kurzdenkend ist, ändert nicht die Tatsache das die letzten Jahrtausende das Ende aller Dinge (wie es Ap. Petrus sagt) darstellen. Aber wie nachkommend sind wir in dem Heil das uns unser Heiland schenkt? Wieviel der Zeit opfern wir wirklich an Ihn und vieviel nutzen wir effektiv zum "waschen unserer Kleider" (vgl. Off.)? Wieviel guter Werke, an denen wir gerichtet werden, verrichten wir, so dass wir uns ein schnelleres Ende herbeisehnen dürften?

Ist es also wirklich wichtig das exakte Ende zu wissen? Oder ist es wichtiger , vielleicht ?, uns zu bessern solange uns dafür die Zeit noch gegeben ist?
Wenn der Mensch sich seiner Sünde immer bewusster wird, dann spürt er wie nahe die Zeit am Ende ist. Dann wird er eifriger die noch übrige Zeit in soteriologischer Perspektive, sinnvoll auszunutzen.
In solch einer Endzeitstimmung (Gefühl) lebten die hl. Apostel damals, und deren Nachfolger fühlen das gleiche auch heute. Dieses Gefühl wird nicht wie fälschlich angenommen durch die Zeit verursacht, sondern durch die Nähe zur Ewigkeit.

Abschließend wieder ein Lehrsatz unseres HErrn:

Mat 6.33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 34Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat.


In der Hoffnung dich nicht verwirrt zu haben,
und dir eine schnelle Genesung wünschend,

dein nichtsnütziger br. milo
+
peter
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Beitrag von peter »

Lieber Sebastian !

Nun ist es bald einen Monat her, daß Du Deine Frage gestellt hast. An den ausbleibenden Antworten ist zu erkennen, daß wohl viele keine "Zeit" haben, sich dieser Frage zu stellen, und das ist selbst ein Zeichen der Endzeit, daß die Menschen in ihrem Herzen kalt und träge werden.
Für mich hat Deine Frage die zweite Hälfte meines Lebens dominiert (das sind ca. dreißig Jahre), und zwar seit der Zeit, wo ich mich im Zuge der 68'er Bewegung in sozialistisch-kommunistischen Ideen und Praktiken verrannt hatte. Damit war die Frage nach der Zukunft gestellt. Diese stellt sich einmal lebensgeschichtlich, dann gesellschaftshistorisch. Denn daß der Tod uns auf absolute Weise ansagt, daß unser Leben Endzeit ist, ist evident. Daß aber auch die Geschichte ein Ende haben könnte, dämmert seit den exterministischen Diskussionen der Friedensbewegung der 80'er Jahre, vor allem aber mit dem Bewußtsein des heranrasenden Öko-Kollaps dieses Planeten. Dies ist alles jetzt noch außerchristlich gesprochen, aber unser Herr sagte, wir sollen die Zeichen der Zeit erkennen, d.h. nun für mich auch, in die postmoderne und posthumane
Zeit hineinzuschauen, also "unsere" Zeit in den Blick zu nehmen.
Dramatisch wird die Frage mit der "Chiliasmus"-Diskussion. Der Chiliasmus als Modell ebenso des "messianischen" Kommunismus wie des hitler'schen tausendjährigen Reiches soll ja schon von den Vätern als Häresie verurteilt worden sein. Und zwar deshalb, weil die Hoffnung auf irdische Paradiese die Hoffnung auf das himmlische Jerusalem entwertet.
"Trachtet zuerst nach dem Himmelreich ...". Heißt das nun - und das hat mich jahrelang vor allem im Zusammenhang mit dem deutsch-jüdischen Philosophen Ernst Bloch umgetrieben - daß wir Orthodoxen uns um die irdische Zukunft im Sinne besserer Verhältnisse, geschweige denn um Weltveränderung im Sinne des Atheisten Marx garnicht kümmern sollen.
Heißt Endzeit in diesem historischen Sinn, immer schon klein beigeben, und sagen, es hat gar keinen Sinn, sich um Weltbelange, Politik und dgl. zu kümmern ? Die Wiederkunft Christi soll sich ereignen "wie ein Blitz von Ost nach West", für alle sichtbar, mit seinem Zeichen am Himmel, das kommt mir durchaus realistisch vor, aber heißt das, Christus erscheint hier auf Erden und wird die Dinge und die Menschen richten ? Oder soll das das Ende aller Zeiten sein, der Abbruch von Natur- und Menschheitsgeschichte, mit nachfolgendem Jüngsten Gericht und Himmel / Hölle ? Letzteres ist für mich schwer zu verstehen, weil solch' ein Ende doch mindestens so grauenhaft sein dürfte wie die Sintflut für die Damaligen. Andererseits gibt es eben immer wieder und überall die selbstmächtigen Aktivisten und Planer "Neuer Weltordnung", die ja durch ihre hektischen Aktitiväten, ihren planerischen Perfektionismus, ihre rücksichtslosen Machtgelüste deutlich erkennbar sind (solche Züge bei sich selbst zu beobachten, wäre ein othodoxer Pluspunkt). Also mit wenigen Worten, für mich ist die Endzeit durchaus in historischer Nähe.
Ich habe dazu 1998, allerdings noch unter dem Einfluß von Bloch, einen längeren Aufsatz in der Zeitschrift "VorSchein" geschrieben mit dem bezeichnenden Titel: "Einstürzende Neubauten, Neue Heimat, Himmlisches Jerusalem". Dort kreist alles im Kern um das 20. Kapitel der Johannes-Offenbarung, im Verhältnis zur sozialistischen und utopischen Hoffnung. Des weiteren habe ich mich dann 2001 unter dem Titel "Lebendiger Gott, Messias Heiliger Geist - Thesen zu Bloch / Global-/Finalsatanie, Revolutionstheologie, kategoriale Crux" schon kritischer mit meinem chiliastischen Stichwortgeber befaßt. Die Abkehr vom Chiliasmus erfolgte bei mir zeitgleich mit der Aufnahme in die Orthodoxie, weil mir klar wurde, daß die "tausend Jahre" mit der Auferstehung Christi begonnen haben, als Satan erstmalig in der Geschichte gebunden wurde (so wie ja auch der "Hausherr" im NT zu binden ist), damit die christliche Kirche /bzw. der "Dieb") das sehr konkrete Erlösungswerk starten konnten. Der Satan muß ja noch "für kurze Zeit" freigelassen werden. Und die Verhältnisse sehen ganz danach aus. Mit der katholischen Häresie, der protestantischen Diversion, der Einführung der gregorianischen "Neuzeit", der judaistisch-atheistischen
Aufklärung, der "revolutionären" Beseitigung christlicher Kaiserreiche,
mit der ökumenistischen Vorbereitung der Welteinheitskirche, wurden die Weichen gestellt. Unter dem islamistischen Ansturm und fernöstlicher Infiltration wird das übliche Namenschristentum weichgekocht und in den finanzimperialistischen Einheitsbrei unter Mediendiktat verrührt. Am "Ende" steht in der Tat der baldige "Greuel von Daniel" auf dem Tempelberg von Jerusalem, als antichristliche Tempel-Kathedrale
des Weltmolochs, nach Sprengung des Felsendoms, mit Beipflichtung
des weltregierungsintegrierten Islamrats. Ich frage mich nur, ob "Harmaggedon" als Atomschlag gegen die heranrückenden Streitkräfte in der Jesreel-Ebene dem vorausgeht oder nachfolgt.
Lieber Sebastian, entschuldige bitte meine Schreckensvision, aber die Endzeit erscheint mir, gerade nach dem letzten Israel-Krieg, in der Epoche des grassierenden Islam-Terrorismus, allzu beängstigend nah. Ich weiß, daß dies nicht so "orthodox" ist, wie ihr frommen Leute Euch das wünscht. Aber ich möchte mich nicht auf billige Weise trösten lassen. Jesus Christus kommt, das steht fest, und er wird in allen diesen schrecklichen Verhältnissen das Licht sein, daß in dieser Finsternis aufblitzt, ja alles auf ungeahnte und ungeheure Weise verwandelt und löst. "Ohne mich könnt ihr nichts tun". Wahrlich, Herr Jesus Christ, komm' bald ! Aber was sollen wir konkret tun (abgesehen davon, ein orthodoxes Leben zu leben) z.B. im Beruf, als Bürger in der Öffentlichkeit, als Gefragter zu Tagesthemen und Problemen aller Art ? Auch hier müssen doch christliche Antworten gefunden werden, oder sollen wir diese einstürzende "Welt" einfach ausblenden, oder gar verlassen ? Ist "Vogel-Strauß-Politik" orthodox, oder sollen wir alle Mönche und Mönchinnnen werden ? Sind wir dann noch "in" oder schon "von" dieser Welt ? Fragen über Fragen !

Dein Peter mit stets unruhigem Herz !
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
talitaNeu
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Endzeit = Geduld und Liebe des Herrn auf jeden zu warten

Beitrag von talitaNeu »

Lieber Sebastian,

wir leben in einer Zeit, in der viele Beleidigungen dem Herrn Gott gegenüber angetan werden. Ein Beispiel ist auch die Inszenierung von der Mozarts "Oper" in Berlin (zur Zeit abgesetzt, soll aber wieder aufgeführt werden leider :-( ) in der Jesus symbolisch der Kopf abgeschnitten wird und vor unseren Herrn auch gepinkelt wird :-( . Neben diesen Beleidigungen aber sind viel schwerwiegende Verletzungen am Herrn, wenn seine Kinder leiden wie z. B durch Armut oder Ungerechtigkeit, den was dem Kleinsten angetan wird, wird auch dem Herrn angetan.

Weshalb erduldet der Herr Gott das alles, wenn Er es beenden kann. Er erduldet das, weil Seine Arme für jeden geöffnet sind und er auch dem Letzten, wie dem Ersten die Gelegenheit geben will uns zu entscheiden.

Wenn es auch schwer ist vieles mitanzusehen wie z.B. den Tod unserer Liebsten und ähnlichem, die Endzeit ist gleichzeitig auch eine Gnadenszeit.

Vielleicht war es umschweifend deswegen eine klare Antwort ja es ist die Endzeit, da es aber auch eine Gnadenzeit ist, ist es ein Beweis von Liebe und nicht von Gleichgültigkeit, dass das Reich Gottes noch nicht kommt.

Ich weiß nicht, ob ich das nachvollziehbar beantwortet habe...

Lieben Gruß Aleksandra
Zuletzt geändert von zoki am 04.10.2006, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
talitaNeu
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Ende :-) = Beginn der frohen Zeit, neben dem Vater

Beitrag von talitaNeu »

Buch Daniel:
Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit! Und wenn die Zerschlagung der Kraft des heiligen Volkes abgeschloßen sein wird, wird alles dies vollendet werden.

Wie Daniel auch schreibt, ich verstehe es auch nicht. Doch ich freue mich darauf, denn:

Gott (der Vater :-) )selbst wird bei ihnen (uns) sein, ihr Gott.
Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein
Offenbarung 21 Vers 3-4
protopeter
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Einige Überlegungen...

Beitrag von protopeter »

Lieber Peter !

In der Bewertung der von Ihnen genannten Zustände stimme ich zu einem wesentlichen Teil mit Ihren Ausführungen überein; vor allem, was die Globalisierung auf verschiedenen Ebenen - politisch, ökonomisch und geistig - anbelangt. Der Versuchungen sind es viele und ein authentisches Glaubenszeugnis zu geben, wird in einer nicht unwesentlichen Weise erschwert; in dieser Hinsicht teile ich mit Ihnen auch die Kritik an gewissen Versuchen, unter dem Zeichen des von ihnen apostrophierten "neuen Zeitalters" die Herbeifühung einer synkretistisch-relativistischen Religionsideologie (denn mit Glauben hat das alles nichts mehr zu schaffen !) zu forcieren.

Doch sollte man sich prinzipiell davor hüten, aus der Erkenntnis so mancher Schreckensszenarien, mit denen sich das gläubige Bewußtsein konfrontiert sieht, eine gleichsam allgemeingültig-pessimistische Grundhaltung abzuleiten. Vergessen Sie bitte eine Tatsache nicht: Den Christen der ersten Zeiten war das Buch der Apokalypse ein Trostbuch, wodurch es ihnen möglich war, selbst größte Krisen und blutigste Verfolgungen im Geist der Hoffnung und der Zuversicht zu überwinden; diese Botschaft hat auch heute nichts an ihrer Wirkkraft verloren !

Zweifellos gibt es im "globalen Dorf" Erde Entwicklungen, die mehr als deutlich die Verflechtung von Machtstrukturen erkennen lassen; diesbezügliche Probleme aufzuzeigen und im Bewußtsein des orthodoxen Menschen-, und Gesellschaftsbildes die Würde der Person einzufordern, ist eine vordringliche Aufgabe kirchlicher Verkündigung und des daraus folgenden Wirkens. Äußerst problematisch erscheint mir allerdings die (in bestimmten Kreisen unserer Kirche leider auch verbreitete) Tendenz zur Erstellung von "Weltverschwörungstheorien" - ein solcher Zugang ist der orthodoxen Tradition grundsätzlich fremd und dem Wesen der Kirche absolut unwürdig ! Politische Systeme und Diktaturen - an der Spitze Nazismus und Stalinismus - bedien(t)en sich dieses vielgestaltigen Instrumentariums, um all jene, die sie als Gegner betrachte(te)n, zu vernichten.

Natürlich kann und darf es sich nicht darum handeln, "Vogel-Strauß-Politik" zu betreiben; die Orthodoxe Kirche ist dazu gerufen, der Botschaft von der Heilszuwendung durch den Gottmenschen Jesus Christus entsprechenden Raum zu schaffen und vermittels ihrer Gläubigen auch ein glaubwürdiges Zeugnis abzulegen - somit ist ein "Rückzug aus der Welt" von vorneherein auszuschließen.

Bezugnehmend auf die eschatologische Dimension unseres Glaubens findet sich im absoluten Zentrum das Mysterion der Auferstehung Christi - die Überwindung der Sünde, der Finsternis und des Todes hin zum absoluten Triumph des Lebens und des Lichtes. Nach orthodox-heiligväterlicher Lehre ist damit auch die Errichtung des Reiches Gottes (dessen Anfang durch die gottmenschliche Erlösungstat gesetzt wurde) verbunden - darin eingeschlossen ist eben auch diese unsere Welt; die Würde der Gotteskindschaft nimmt uns mit hinein in die Verantwortung zur entsprechenden Umsetzung.

Diese Verantwortung inkludiert natürlich auch ein Tätigwerden in den verschiedenen Ausprägungen: Den Kirchenvätern galt etwa die Hinwendung zu den Mitmenschen niemals nur als ein Akt sozialer Fürsorgepflicht - hier sollte die Realität der Botschaft vom Menschenliebenden Gott in allen Dimensionen erfahrbar sein. Diesen Geist trotz aller Anfechtungen und Rückschläge mutig zu bewahren, müßte zu einem Grundanliegen des gegenwärtigen orthodoxen Bewußtseins werden.

In der Liebe Unseres Herrn Jesus Christus grüßt
Erzpr. Peter
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Offenbarung und Erlösung

Beitrag von protopeter »

Liebe Aleksandra !

Die Worte des Buches Daniel (7,25-26 und 8,23-25) können in unmittelbaren Bezug mit der Botschaft des Buches der Apokalypse gesetzt werden: Hier wie dort wird der vorläufige Triumph des Bösen (des Tieres, des Antichristen) vor Augen geführt; doch kulminiert die zentrale Aussage beider biblischer Bücher schließlich in der endgültigen Überwindung der gegen Gott gerichteten Mächte.

Aus gläubiger Perspektive betrachtet, vermitteln eben beide Offenbarungsschriften letzten Endes Hoffnung und Gewißheit der Heilsgegenwart; das durch den Gottmenschen Jesus Christus getragene Werk der allumfassenden Erlösung gab den entscheidenden Grundimpuls zur Überwindung aller Versuchungen und Bedrängnisse - woher auch immer sie kommen mögen: Dies ist besonders durch die große Zahl der Bekenner und Märtyrer, die ihre Existenz auf Glauben und Zuversicht gründeten, eindrucksvoll belegt.

Brüderliche Grüße sendet
Erzpr. Peter
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Zeit

Beitrag von talitaNeu »

Die Deutung der Zeitangabe in Daniel ist nicht verständlich wollte ich sagen. Aber warum sollte ich ja besser vesrehen können als der Prophet Daniel :oops: :lol:

Also ich fühle mich geborgen in Gott. Das Reich Gottes ist mit dem Sieg über den Tod durch Jesus angebrochen. :-) Sowieso, für die jenigen die Gott lieben ist der Herr Gott eh Nahe und bei uns. :-)
peter
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Beitrag von peter »

Lieber Erzpriester Peter !
Herzlichen Dank, daß sie meinen ziemlich verzweifelten Ausführungen, die einem harten Berufsleben abgerungen sind, derart viel Aufmerksamkeit gewidmet haben. Aber zur "Endzeit" gehört auch die Enge, in die wir persönlich, beruflich, politisch, geistig systematisch hineingetrieben werden, die Alternativlosigkeit, die diese Zeit und Gesellschaft vorgibt, trotz Mediengegaukels und "pluralistischer" Demokratie. Entgegen möchte ich, gerade auch aus kirchlicher Sicht, daß "Weltverschwörung" kein Phantasma ist, sondern sich als selbstverständlich hochaktiver Obskurantismus im Hintergrund und Untergrund immer raffinierterer und delikaterer verkleidet.
Natürlich hat Orthodoxie derartiges nicht im Sinn, "es ist dem Wesen der Kirche absolut unwürdig". Aber es verschwört sich ja nicht die Kirche, sondern die "Welt" gegen die Kirche, das macht den Unterschied. "Es gibt keine Weltverschwörung", rufen die Weltverschwörer. Ich möchte deshalb hiermit das Thema "Freimaurerei" (unter Allgemeine Fragen) eröffnen.
Ihr unwürdigster Peter [/url][/list][/list][/code][/quote][/u][/i][/b]
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Peter, Bruder in Christo !

Natürlich haben Sie recht, wenn Sie das Gefühl der Enge und Auswegslosigkeit, mit dem die Menschen aufgrund diverester Manipulationen belastet sind, apostrophieren; es ist auch eine Tatsache, daß der scheinbare "Pluralismus" tatsächlich auf eine geistige Diktatur orwellscher Dimensionen hinausläuft - und damit die seinerzeitigen utopischen Schreckenszenarien zu einem guten Teil schon greifbare Wirklichkeit wurden.

Wenn ich den Begriff der "Weltverschwörung" als nicht mit orthodoxen Prinzipien in Einklang zu bringen bezeichnete, so meinte ich damit selbstverständlich nicht, daß die Orthodoxe Kirche sich solcher Machenschaften bedienen würde. Ohne Zweifel gab und gibt es geistige Bewegungen, die jedweden aus dem Glauben entspringenden Lebensprinzipien eine klare Absage erteil(t)en; alleine, es ist auch in unserer Verantwortung, sich diesen Versuchungen entgegenzustellen und zu widerstreiten.

Meine Anmerkung bezog sich auf die Gefahr der Verbreitung einer möglichen pessimistischen Grundeinstellung unsererseits, aufgrund der wir in Passivität versinken würden - da wir doch ohnehin nur ein hilfloser "Spielball der Mächtigen", der sich aufgrund der schon genannten Weltverschwörung in einer absoluten Defensive befände, seien. Eine Konsequenz dieser Haltung wäre beispielsweise grenzenloses Selbstmitleid - und in einem nicht geringen Ausmaß Mißtrauen gegen alles und jeden, das mitunter sogar psychopathische Dimensionen annehmen könnte.

Eben eine solche Geisteshaltung bezeichnete ich als "absolut unwürdig" - sowohl für den einzelnen Gläubigen als auch insbesondere für die Orthodoxe Kirche in Ihrer Gesamtheit; damit würde man nämlich den allumfassend-gottmenschlichen Charakter dieser Institution von Grund auf in Frage stellen. Ich denke, daß es wohl einen Unterschied machen sollte, Probleme, Krisen und Gefahrenmomente rechtzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen oder eben aus einem "kollektiven Unbehagen" heraus Handlungen zu setzen, die dann wirklich nicht dem kirchlichen Sendungsauftrag in der Welt dienen - ich denke hier beispielsweise an die Weltsicht mancher Anhänger sogenannter "wahrhaftig-orthodoxer" Gruppierungen, die sich in ihrem (zumeist nationalreligiös geprägten) Exklusivismus unter anderem in apokalyptischen Hysterien ergehen (dabei sich - wahrscheinlich unbewußt - dazu versteigen, Gott vorzugeben, wer als "gerechtfertigt" zu gelten habe !) und darüberhinaus konsequenterweise die Frohe Botschaft in eine "Drohbotschaft" verwandeln !

Möge die Gnade des Allerbarmenden Gottes mit uns sein !

Mit besten Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
Milo
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Beitrag von Milo »

v.Peter , segnen Sie!

Ich wollte zu Ihrer Umschreibung der "falschen" Geisteshaltung Zustimmung beizollen.

Schon sehr frühe Wüstenväter, aber vor allem hl. Johannes Klimakos, beschreiben eindeutig wie stark dieser Geist der Entmutigung (Pesimismus) den Menschen an den "teuflischen " Abgrund drängt.

Diesen gefallenen (pesimistischen) Geist, der einen befällt, gilt rigoros abzuwerfen und sich ganz den guten Werken zu widmen.
Szs. ora et labora...hilft einem diesen Zustand zu überwinden.

Und zu dem anderem Extrem kann man nur sagen das es meist zurückzu führen ist auf den Ungehorsam. Aus dem entspringt der Hochmut, der dann willig ist Urteile im Namen des Höchsten zu fällen.
Oder wie man so schön auf Athos sagt: Eifern aber nicht verstanden zu haben wofür? :)

Joh 3.17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.

Euer unwürdiger br. milo
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Ihr Lieben!

ich wollte mich zwischendurch mal bei allen für die rege Beiteilgung bedanken, vor allem Dir lieber Vater Peter!

Phasenweise waren einige Beiträge doch sehr von einer pessimistischen Grundhaltung durchzogen, was mir eigentlich nicht so zusagt, da ich mit Orthodoxie vor allem Freude verbinde. Sehr schön fand ich in diesem Zusammenhang die Aussage meiner lieben Aleksandra, dass Endzeit Gnadenzeit ist.

Lese gespannt weiter!

Grüsse in der Liebe Jesu Christi
Sebastian
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Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian !

Der Wahrnehmung, daß Orthodoxie mit dem Begriff der "Freude" verbunden ist, kann ich nur mit vollkommener Überzeugung zustimmen - das Wesen unserer kirchlichen Existenz ist darin in prägnant-zutreffender Weise charakterisiert. Aus genau diesem Impuls sind wir zur Zeugenschaft gerufen - allen Widrigkeiten und Belastungen zum Trotz; dies ist auch die Quintessenz der christlichen Haupttugenden Glaube, Liebe und Hoffnung.

Der Segen des Allmächtigen Gottes sei allezeit mit Dir !

Brüderliche Grüße sendet
Erzpr. Peter
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:-)

Beitrag von talitaNeu »

Danke Sebastian :oops:
Da die Katze aus dem Sack ist in Bezug auf mich und Sebastian :-) :oops: , an dieser Stelle mein großes Dank an Vater Peter und andere, die für uns gebetet haben und hoffe auch weiter beten.

Lieben Gruß Aleksandra :oops:
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