Liebe Question,
obwohl ich ja Deiner "skeptischen Neugier" inhaltlich durchaus nahestehe, kann ich aber dennoch verstehen, dass Du auf manche Leute sehr provozierend wirkst. Du fragst in einem "Tonfall", den ich gerne als "Lehrer-Ton" bezeichne, und es würde mich ABSOLUT nicht wundern, wenn Du Lehrerin wärest
Als Pädagoge glaube ich da, diesen "Klang" zu hören...
Aber das ist nur Äusserliches.
1.)
Weisst Du, wir sind hier in diesem ORTHODOXEN Forum GÄSTE. Dass wir nachfragen, ist ja okay, aber wenn von einem Gast NUR Skrupel, Zweifel und Provokationen kommen, und wenn jede (!) Frage den Finger auf eine "Wunde" legt, so frage ich mich auch: Was will ein solches Gast hier? Will er wirklich "orthodoxe Kirche" kennenlernen (sofern das in einem Forum geht) oder will er nur die Sünden und Verfehlungen dieser Kirche aufzeigen?
2.)
Du sagst, Du willst Antworten auf Deine (fundamentalen und durchaus interessanten) Fragen. Aber darauf gibt es keine Antworten, jedenfalls keine allgemeingültigen, da, soviel ich weiss, hier NIEMAND als Vertreter der orthodoxen Kirche antworten kann, da es hier alles "Laien" sind. Um Deine Fragen zu beantworten, bräuchte es Exegeten (ich weiss gar nicht, ob es so etwas in der OK gibt?!), die es hier im Forum aber anscheinend nicht gibt (übrigens macht mir gerade DAS dieses Forum sehr sympathisch hier darf geirrt werden und es dürfen auch Fragen unbeantwortet bleiben!).
3.)
Warum diese Laien ihre MEINUNGEN so ungern und nur nach mehrfachem Bitten äussern, verstehe ich auch nicht, aber ich muss das respektieren. Ich habe eine sehr liebe Freundin, die ist Buddhistin, und die hat eine ähnliche Art. Sie antwortet nur in dem Sinne, in dem ihr "Meister" das auch sagen würde. Vielleicht ist es aus tiefster Überzeugung so, vielleicht aber auch nur aus Loyalität mit ihrem Meister. Aber wie dem auch sei, wir müssen das schon akzeptieren.
4.)
Mir haben die Antworten zu meinen Fragen zu den "abgetriebenen Kindern" keinesfalls gefallen, aber ich spürte sowohl in den Antworten von Milo und besonders in denen von René eine grosse innere Qual, und leider habe ich das erst zu spät gespürt, sonst hätte ich einige Posts früher mein Fragen aufgegeben. Ich will die Menschen hier doch nicht quälen, und auch Fragen/Nachfragen/Bohren kann zu einer Qual werden. Ich bin der altmodischen Meinung, dass der Frager auch eine Verantwortung dafür hat, wie der Gefragte mit der Frage umgeht. Ich denke, wenn man merkt, dass der Andere grosse Probleme mit der Antwort hat, werde ICH jedenfalls in Zukunft Fragen zurückziehen. Ich möchte durch Fragen ja auch nicht in die Enge gedrängt werden.
5.)
>"Da ist nicht mal ein Hauch Sarkasmus."
Das ist richtig, Sarkasmus war da nicht,aber es ist ein Hauch von "Überheblichkeit" zu spüren. Deine Art zu fragen und zu argumentieren hat manchmal (nicht immer!) einen Beigeschmack von "Ich weiss es besser und Ihr seid eine Kirche, die zuerst einmal ihre Altlasten aufarbeiten sollte".
6.)
Zum Beispiel die "Judenfrage".
JEDE Religion hat bis zum heutigen Tag ihre "Judenfrage". Auch die Römisch-Katholische Kirche. Schau mal in ländliche Gebiete vor allem der osteuropäischer Länder, aber auch in Bayern oder sonstwo in Europa. Dort findet sich das auch. Kann man deshalb der RKK vorwerfen, sie unterstütze diese Tendenzen?! Das Vaticanum II hat mit der Judenfrage SEHR GUT aufgeräumt, bis hin zur Entschuldigung von Papst Johannes Paul II (die übrigens von vielen Katholiken als "viel zu demütig und unterwürfig" empfunden wurde, und die es gerne gehabt hätten, sie wäre in dieser wunderbaren Form NICHT erfolgt; auch das ist antisemitisch, bis in höchste Kirchenkreise), und dennoch gibt es auch dort "Altlasten".
7.)
Und zur Frage der Verantwortung der Juden am Tod Jesu Christi: Rein historisch gesehen gab es Juden, die Jünger und Anhänger Jesu waren, und die SICHERLICH nicht für seinen Tod gestimmt haben. Aber genauso sicher (wenn man den Quellen glaubt!!!) gab es Juden, die eben den Mörder durch Pilatus begnadigt sehen wollten und NICHT Jesus, und somit für dessen Tod mitverantwortlich sind. Dass daraus kein Antisemitismus resultieren darf (obwohl das für Jahrtausende von ALLEN christlichen Konfessionen und Kirchen getan wurde), ist uns Heutigen natürlich klar und sollte selbstverständlich sein. Aber es war nun einmal ein grosser Teil der DAMALIGEN Juden, die diesen Tod wollten (wenn die Quellen stimmen, ich wiederhole das), aber als Volk kann das den Juden in den darauf folgenden zwei Jahrtausenden nicht vorgeworfen werden.
Und ich glaube, DARAUF wollte Milo hinweisen als er von "zweierlei Juden" sprach: Die Anhänger Jesu und seine Gegner. Er hat meines Wissens und meiner Interpretation nach mit KEINEM Wort behauptet, dass die Juden HEUTE nach wie vor verantwortlich seien für Jesu Tod.
Aber diese Antwort von Milo scheint Dir nicht zu genügen, und darum fragte ich mich heute beim Lesen: Was will Q. denn weiter von ihm hören/lesen?
8. und Schluss:
Ich bin NICHT der Meinung von Milo, dass Du "Streit suchst". Aber es gefällt Dir durchaus, zu provozieren und auch mal den Finger auf Wunden zu legen, egal, ob das wirkliche Wunden sind oder von Dir als solche empfundene.
Ich hoffe, Du kannst diese Zeilen mit SYMPATHIE lesen. Ich will Dich nicht angreifen, aber vielleicht kann meine Sicht der Dinge ein wenig relativieren in Eurem "Streit".
Liebe Grüsse
Peter