Auferstehung!?

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Milo
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Auferstehung!?

Beitrag von Milo »

Nachträglich wünsche ich allen frohes Fest der Auferstehung des hl. Lazarus.

Wollte mal eine Frage in den Raum stellen:

Ist die Auferstehung Lazarus (und Anderer derzeit) die gleiche wie Christus seine, und gleich der allgemeinen Auferstehung die sein wird wenn Christus zum zweiten Mal kommt ?
Wo ist der Unterschied?

Gruß

admin
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Milo
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Re: Auferstehung!?

Beitrag von Milo »

administrator hat geschrieben:
Wollte mal eine Frage in den Raum stellen:

Ist die Auferstehung Lazarus (und Anderer derzeit) die gleiche wie Christus seine, und gleich der allgemeinen Auferstehung die sein wird wenn Christus zum zweiten Mal kommt ?
Wo ist der Unterschied?
Grüß Gott,

ich wollte nur noch mal die Frage aktualisieren!
Vielleicht findet sich jetzt nach 5 Monaten eine Antwort :wink: !?

Euer fragfreudiger milo
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+Christoph
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Beitrag von +Christoph »

Mir scheint es als klar, dass die Gemeinsamkeit beider Ereignisse darin besteht, dass das Gesetz des Todes ausgehebelt wurde. Beide Male, sowohl bei Jesu Auferstehung als auch bei derer Lazarus hat Gott eine der elementarsten Gegebenheiten des menschlichen Lebens, den Tod, außer Kraft gesetzt, besiegt, um durch Raum und Zeit direkt in der Materie zu wirken und seine Macht real, greifbar zu machen.

Der Punkt ist, wie man nun v.a. die Auferweckung des Lazarus auslegt, was diese uns klarmachen soll.
Die Auferstehung Christi hat kosmische Bedeutung, sie erneuert die Welt völlig, ich denke das ist ein Punkt dessen Bedeutung wir uns alle bewusst sind. Die Auferstehung unseres HERREN ist der Kern unseres christlichen Glaubens.
Bezogen auf deine Frage, Milo: Die Bedeutung der Auferstehung ist der Unterschied. Bei Jesu Auferstehung hat Gott durch sich selbst gewirkt, sich selbst kreuzigen lassen, damit den Tod besiegt. Bei Lazarus hat er an seinem Geschöpf, an seiner Schöpfung gewirkt und sie geheiligt, mehr noch, sie gewandelt und in seinen Zustand vor dem Sündenfall zurückgeführt. Dafür war Jesu Auferstehung die Grundlage ( auch wenn Lazarus Auferweckung chronologisch natürlich vor Jesu Auferstehung war)

Wie aber soll man nun aber die Auferweckung des Lazarus verstehen?
Für mich persönlich bedeutet die Auferweckung des Lazarus auch, dass alle, die für und in Gott leben, nicht mehr den Gesetzen der Materie, Raum und Zeit, der Welt untergeben sind sondern sich ihre Existenz im Reich Gottes gründet, durch Raum und Zeit hindurch. Sie leben in Gott. Wenn Gott durch Heilige seine Macht offenbart oder wir an bestimmten Orten seine Gegenwart besonders spüren werden dabei Grundgesetze/Naturgesetze außer Kraft gesetzt, die nur durch Gottes unmittelbare Gegenwart aufgelöst werden können.
Und folgendes wiederum ist eine Gemeinsamkeit: Im Wesen Jesu zeigt Gott seine grenzenlose Vaterliebe, in der er sich selbst für unsere Sünden
opfert, auf die Ebene der Materie herabsteigt, sich uns zeigt, Wunder tut (--> menschliche / weltliche / Naturgesetze auf den Kopf stellt).
Und auch bei Lazarus ist diese Gegenwart Gottes und seine Liebe so real, dass sie über das uns vertraute hinausgeht und zeigt, dass Gottes Reich schon jetzt ist, schon in unserer Welt. So wie Jesus in Lazarus Auferweckung seine Auferstehung vorweggenommen hat, nimmt auch Gott sein Reich schon vorweg in unserer Welt. Alle, die sich ihrer bewusst sind und Gottes Gegenwart erkennen, leben schon jetzt in Gottes Reich, ohne Tod und werden niemals sterben. ( Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. ) ICXCNIKA


Das als einzelner persönlicher Gedanke zu dieser sehr interessanten Bibelstelle.
Für mich wäre spannend zu erfahren, wie ihr die Bibelstelle auf dieser oder auf anderen Deutungsebenen versteht!!??

Gottes Segen! Christoph
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Lieber Christoph! :wink:

eine sehr gute Abgrenzung der Geschehnisse damaliger Zeit. Auf der einen Seite die Erweckung/Auferstehung des Lazarus und das damit verbundene Heilswirken durch den HERRN an dem Menschen Lazarus auf der anderen Seite die Auferstehung des HERRN selbst, als Teil des göttlichen Heilsplanes.

Vielen Dank an dich und danke an Milo, dass er diesen Thread aus der Versenkung holte.

Sebastian
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Christoph, lieber Sebastian.

Danke für euren Beitrag. Die Frage ist sicher für alle interessant, daher wollte ich sie nicht untergehen lassen.

Nun, hier erstmal die Schrifftstelle:

11Das sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken. 12Da sprachen seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird's besser mit ihm. 13Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede vom leiblichen Schlaf. 14Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben; 15und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, damit ihr glaubt. Aber laßt uns zu ihm gehen! 16Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Jüngern: Laßt uns mit ihm gehen, daß wir mit ihm sterben!
17Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen. 18Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt. 19Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders. 20Als Marta nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen. 21Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. 22Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. 23Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. 25Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; 26und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? 27Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.
28Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich. 29Als Maria das hörte, stand sie eilend auf und kam zu ihm. 30Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch dort, wo ihm Marta begegnet war. 31Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, daß Maria eilend aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie dachten: Sie geht zum Grab, um dort zu weinen. 32Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. 33Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr betrübt 34und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh es! 35Und Jesus gingen die Augen über. 36Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn liebgehabt! 37Einige aber unter ihnen sprachen: Er hat dem Blinden die Augen aufgetan; konnte er nicht auch machen, daß dieser nicht sterben mußte? 38Da ergrimmte Jesus abermals und kam zum Grab. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor. 39Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Marta, die Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier Tagen. 40Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. 42Ich weiß, daß du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast. 43Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und laßt ihn gehen! 45Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.


Was können wir alles aus dieser Stelle im Evangelium entnehmen?

Lazarus war Freund des HErrn, und Jesus wusste als er entschlief. HErr nennt diesen Zustand als Schlaf, warum?

Ganz klar zeigt sich hier die tatsächliche Dimension des Todes, dh. des Entschlafens bis zum Tage der Auferstehung, wo dann alle auferstehen werden um des Gerichtes willen, damit der Tod und die seinigen ein für alle mal vernichtet werden. Die Auferstehung (Auferweckung), das wird oft vergessen, wird nich nur Geistig sein, sondern auch Leiblich! Das Christentum ist kein Dualismus wo nach die Materie an sich etwas schlechtes und ungewolltes sei! So wie Paulus es sagt, wir werden den letzten (bei Parusia) nicht zuvorkommen, sondern in dem Moment werden die Toten (wir) mit ihren Leibern aufstehen um gemeinsam mit denen die lebendig den HErrn in Seiner zweiten Ankunft begegnen, vor Ihm zu stehen.

Jesus als Mensch, fühlt auch menschlich. Die Zuneigung zu Lazarus veranlasst Ihn zu weinen. Aus Liebe haraus bittet Er den Vater um die Erweckung Seines Freundes. Und Vater und Sohn sind Eins. Daher geschieht alles worum der Sohn den Vater bittet. Der Sohn Gottes ist das leibgewordene und lebensspendende ewige Wort Gottes. Jesus ruft, und es geschieht auf Vaters Wohlwollen. Der Hl. Geist als Lebensspender vollendet das Werk.

Hat sich Jesus selbst erweckt? Nein, natürlich nicht, der Vater tat es. Auch Lazarus ist mit Wohlwollen des Vaters auf die Bitte hin Seines Sohnes, ins Leben zurückgekommen.

Aber jetzt kommt der Hauptunterschied. Nicht nur Lazarus wurde von Gott auf Jesus Wunsch wieder belebt. Und alle jene, ausnahmslos, sind wieder gestorben, und leiblich noch nicht auferstanden!
Jesus Christus, unser HErr ist aber leiblich auferstanden, im unsterblichem Leib. Als Erster von den Toten, Der wirklich somit durch Seinen Tod den Tod selbst besiegte, und sich somit in Ihm offenbarte, die Hoffnung auf Herrlichkeit in ewigem, aber persönlichem und leiblichem Leben!

Daher war der Tod und Erweckung Lazarus nicht ein Zuvorkommen zum Jesus Seinem Tod und Auferstehung, auch wenn das chronologisch so scheinen mag.

Unserem einzig wahren menschenliebenden Gott, sei Dank und Lobpreis,
dem Vater, durch den Sohn im Hl. Geiste, der Lebensschaffenden Dreieinigkeit...
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amin.


unwürdiger milo
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+Christoph
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Beitrag von +Christoph »

administrator hat geschrieben:Die Auferstehung (Auferweckung), das wird oft vergessen, wird nich nur Geistig sein, sondern auch Leiblich! Das Christentum ist kein Dualismus wo nach die Materie an sich etwas schlechtes und ungewolltes sei! +
Lieber Milo,

es kam vielleicht so rüber, dass ich in meiner Betrachtung den materielle Schöpfung, die auch von Gott und auch sehr gut ist, etwas unterschlagen habe. Durch das Hauptaugenmerk auf die Gründung der Seele in der Ewigkeit habe ich das Materielle vernachlässigt. Das sollte in dieser Betrachtung natürlich nicht fehlen. Wie gesagt, es war nur ein Gedanke dazu, zugegeben nicht genau genug abgegrenzt.
administrator hat geschrieben:Hat sich Jesus selbst erweckt? Nein, natürlich nicht, der Vater tat es. Auch Lazarus ist mit Wohlwollen des Vaters auf die Bitte hin Seines Sohnes, ins Leben zurückgekommen.+
Das hat auch niemand behauptet! Ich habe lediglich gemeint, dass Gott sich aus Liebe geopfert hat, nicht davon, dass Jesus sich selbst auferweckt hat!


(Ein Detail, aus dieser Bibelstelle, dass in keinem Zusammenhang mit den Themenkomplexen, die bis jetzt Bestandteil der Diskussion waren, dessen Beutung evtl. aber auch erörtert werden könnte:
:arrow: Als Ausganspunkt sollten auch die früheren Verse gelesen werden:

6Als er nun hörte, daß er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war; 7danach spricht er zu seinen Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa ziehen! 8Seine Jünger aber sprachen zu ihm: Meister, deben noch wollten die Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin ziehen? 9Jesus antwortete: Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer bei Tag umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht edas Licht dieser Welt. 10Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm.14Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben; 15und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, damit ihr glaubt. Aber laßt uns zu ihm gehen! 16Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Jüngern: Laßt uns mit ihm gehen, daß wir mit ihm sterben! ICXCNIKA )

Worauf ist diese Aussage des Thomas bezogen? Auf die Gefahr der Steinigung Jesu in einer ihm feindlich gesinnten Umgebung, ist es ein Zeichen der Bereitschaft der Jünger, zu Jesus zu halten?


Gottes Segen! Christoph :)
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Christoph,

tut mir leid wenn es so rüber kam als würde ich dich ansprechen mit den zitierten Stellen. Das war von mir allgemein und "laut" gedacht, ohne dich persönlich da ansprechen zu wollen!

Zu deiner letzten Feststellung auf Ap. Thomas bezogen, würde ich auch so deuten. Thomas ist gewisser Maßen, der "Naive" unter den Aposteln gewesen, was Ihn aber nicht negativ darstellen soll. Er trägt auf seine besondere Weise dazu bei, das den Hörern und Lesern (heute) manche Zeugnise der Apostel um Jesus, bewusster werden.

Dein unwissender bruder in Christus
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